Füllfederhalter
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Der Füllfederhalter
Die Geschichte hinter dem Füller
1740 erfand der französische Ingenieur am Hofe Ludwigs XIV., Nicola Bion, einen Füllfederhalter, der eine Vogelfeder-Spitze mit Tinte aus einem Tank versorgte. Viele weitere dieser abenteuerlichen Konstruktionen brachten leider nicht den Durchbruch, da sie sich alle am Prinzip einer Vogelfeder orientierten. Ein weiteres Problem waren die aggressiven Tinten, welche alle verwendeten Behälter nach kurzer Zeit zerfressen haben.
Im 18. Jahrhundert waren die Handwerker der Alten Welt in deutlich voneinander abgegrenzten Berufsständen organisiert. Metallhandwerker wie zum Beispiel Goldschmiede stellten in kleinen Mengen hochwertige Schreibfedern aus Gold und Silber her, mit Spitzen aus Rubinen, dem Platinmetall Rhodium und später aus Iridiumstahl, die auf zum Teil aufwändig gefertigte Federhalter aufgesteckt wurden. Zwar wurden in den 1880er Jahren schon mehrere Vorstufen an Füllfederhaltern von amerikanischen Produzenten wie Paul E. Wirt, in Bloomsburo, Pa. oder Mabie, Todd & Bard in N.Y. City hergestellt, die jedoch nur mehr oder weniger gut funktionierten und daher schwer verkäuflich waren.
Lewis Edson Waterman kreierte aus einer Not heraus den ersten Ideal Fountain Pen, einen Federhalter mit Tintentank, der gleichmäßiges Schreiben zuließ. 1884 erhielt Waterman sein Patent und begann in einem Hinterzimmer eines Zigarrengeschäfts in N.Y. City zu produzieren. Im ersten Jahr waren es 200 Stück, im Jahr darauf schon ca. 500 Stück. Es musste schon sehr bald ein neues Quartier her, da die Bestellmengen immer größer wurden. 1906 brachte die Firma Waterman einen Füllfederhalter heraus, dessen Feder mittels einer Schraube am hinteren Ende ein- oder ausgezogen werden konnte, den Safety. Noch bis in die 20er Jahre war das Unternehmen trotz Konkurrenz bei den Kunden durch viele neue Innovationen äußerst erfolgreich. Danach kam alles langsam zum Stillstand und 1954 musste die Firma letztendlich ganz schließen.
Waterman, Parker, Conklin und Sheaffer gehören zu der Pionier-Generation des Füllfederhalters, einem Schreibgerät, das sich weltweit zu einem der begehrtesten Prestigeobjekte entwickelte. Mit einer gewissen Verzögerung beschäftigten sich auch Unternehmen in Ländern wie England, Frankreich, Italien, Japan und Deutschland mit der Herstellung und dem Vertrieb von Füllfederhaltern. Dazu wurde zunächst amerikanische Technik übernommen und weiterentwickelt oder Teile wie zum Beispiel die Goldfedern der führenden Firma J. Morton, N.Y. importiert.
Fortschritt im deutschen Raum
Montblanc als Vorreiter
Im Jahr 1906 entwickelte der deutsche Ingenieur August Eberstein zusammen mit den Hamburger Unternehmern Alfred Nehemias und Claus Johannes Voss eine Schreibgerätelinie mit auslaufsicherer Technik. Ihre bahnbrechende Vision sollte die Geschichte des Schreibens nachhaltig prägen. Das ursprünglich deutsche Unternehmen Montblanc wurde 1977 von der britischen Dunhill-Gruppe aufgekauft und gehört seit 1993 zur Schweizer Richemont-Gruppe. Das Geschäft ist in der Montblanc International GmbH mit Sitz in Hamburg gebündelt.
Die ersten Füllfederhalter waren nur Kopien des Modells „Non-Leakable“ des amerikanischen Herstellers Moore, dessen Herstellung Eberstein sehr gut kannte. Es handelte sich hierbei um einen Schiebefüllhalter, bei dem die Feder herausgeschoben wurde. Eberstein produzierte auch Sicherheitshalter, bei denen die Feder herausgedreht werden konnte, und perfektionierte dieses System. Die hohe Qualität und Funktionsqualität sorgte für so große Verkaufserfolge, dass sogar etablierte Unternehmen wie Mars Staedtler und Faber-Castell ihre Füllfederhalter bei der Firma SIMPLO herstellen ließen. Die SIMPLO verkaufte ihre eigenen Produkte unter verschiedenen Namen wie ROUGE-ET-NOIR oder SIMPLO Gold.
1910 wurde der erste Füllfederhalter mit einem weißen Kappenkopf unter dem Namen MONTBLANC angeboten. Da dieser weiße Kappenkopf in Deutschland nicht schützbar war, suchte man nach einem wiedererkennbaren Markensymbol, um sich von der Konkurrenz abzugrenzen. 1913 wurde der bekannte Stern als Schutzmarke eingetragen und schon 1914 zierte erstmals dieser weiße Stern den Kappenkopf eines MONTBLANC-Füllfederhalters. Letztendlich handelt es sich hierbei aber nicht um einen Stern, sondern um den Gipfel des Berges Mont Blanc mit seinen sechs Tälern.
Ästhetik als wichtiges Kriterium
Nachdem die Technik in den Füllfederhaltern vollendet wurde, entschied immer mehr das Design über den Erfolg des Schreibgerätes. Von Anfang an bis in die 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts wurden Füllfederhalter ausschließlich mit Goldfedern hergestellt, was ihnen einen besonderen Status und Reiz verlieh. Namenhafte Künstler beeinflussten maßgeblich die Formgebung, die schlussendlich in edle Materialien umgesetzt wurde. Schriftsteller, Schauspieler, Staatenlenker und Könige verfügen über Einzelstücke, die in hunderten Arbeitsstunden per Hand gefertigt und mit Diamanten und Rubinen besetzt sind. Für jedes Modell werden ganz unterschiedliche Federn angeboten, aus denen sich der Besitzer die für ihn persönlich geeignete aussuchen kann, denn jeder Mensch schreibt etwas anders.
Wir beraten Sie gern bei der Wahl Ihrer perfekten Federbreite.